Anekdotische Evidenz ist die Wiedergabe von Einzelberichten. „Ich kenne jemanden, der durch diese Behandlung sehr profitiert hat“, ist ein Satz, der eine solche Erfahrung wiedergibt. Diese Erfahrung kann richtig sein, aber kann man sie generalisieren? Bei der Induktion wird von einer Beobachtung auf Gesetzmäßigkeiten geschlossen. Anders gesagt: Induktion ist der abstrahierenden Schluss aus beobachteten Phänomenen auf eine allgemeinere Erkenntnis. Karl Popper hat gezeigt, dass Induktion eine problematische Art ist, Aussagen über die Welt zu treffen.
Empirische, wissenschaftliche Evidenz
Wer nicht auf Meinungen setzen möchte bei der Frage, welche Art der Psychotherapie wirksam ist, benötigt die wissenschaftliche Evidenz. Diese findet man aufbereitet, öffentlich und kostenlos zugänglich in den S3-Leitlinien der AWMF. Hier finden Patient*innen in einigen Fällen auch eine Patienten-Leitlinie mit den wesentlichen Ergebnissen, die im konkreten Fall handlungsleitend sind: https://www.patienten-information.de/patientenleitlinien/depression
Psychotherapeut*innen sollten nicht nur alle relevanten aktuellen Leitlinieninhalte kennen, um ihre Patient*innen aufzuklären, welche Therapieform wirkt und welche nicht. Das Standardwert über die Ergebnisse empirischer Psychotherapieforschung ist Bergin and Garfield's Handbook of Psychotherapy and Behavior Change (Michael Barkham, Wolfgang Lutz, Louis G. Castonguay). Monatelang hatte ich darauf gewartet nach meiner Vorbestellung, die 7. Ausgabe zum 50. Jubiläum in den Händen halten zu dürfen.